LO.LA Gastbeitrag
Das Wissen über den aktuellen Zustand von Schneedecken ist der Schlüsselfaktor bei der Vorhersage der Lawinengefahr im Allgemeinen bzw. der Beurteilung konkreter Gefahrenbereiche (in Bezug auf Schneebrettlawinen) im speziellen. Tatsache ist, dass aktuell eine Methodenlücke im Bereich der operativ nutzbaren Verfahren zur automatisierten Beobachtung des Schneedeckenaufbaus insbesondere in Bezug auf „nutzerfreundliche“ und „verständlich aufbereitete“ Ergebnisse für Praktiker besteht.
Mit dem Projekt AVA.VIS wird das Konzept der Schneedeckenmodellierung weiter operationalisiert. Denn während in den letzten Jahren zunehmend Anwendungen und Auswertungen auf Basis von Schneedeckenmodellen für den operativen Einsatz in Lawinenwarndiensten entwickelt und eingesetzt wurden, gibt es bisher noch keine operativen Werkzeuge, welche die Beurteilung konkreter Gefahrenbereiche durch Lawinenkommissionen unterstützen.
Lisa Pulling
Lawinenprognostikern, LWD Steiermark
Welches Ziel wird mit AVA.VIS verfolgt?
Ziel ist es das bestehende System zur lokalen Lawinenrisikoeinschätzung zu operationalisieren. Bisher gibt es bereits eine lokale Lawinenrisikoanalyse und –prognose auf Basis von SNOWPACK, welche seit mehreren Saisonen im Testbetrieb mit den ÖBB und LO.LA sowie im Skigebiet Präbichl läuft. Dieses System soll für eine kommerzielle Nutzung und den Betrieb an einer Vielzahl weiterer Standorte optimiert werden.

Bei zu schlechtem Wetter ist es Kommissionen oft nicht möglich in steiles und lawinengefährdetes Gelände zu gehen. In solchen Situationen ist die wichtige Information aus dem Gelände durch die operationelle Lawinenrisikoeinschätzung auf Basis von SNOWPACK-Modellierung umso hilfreicher in der Beurteilung der Kommissionen. © Lisa Pulling, GeoSphere Austria
Daten/Fakten
Gewichtung/Anteil der Bereiche am Projekt (in %):
Status
laufend
Warum wird AVA.VIS benötigt und welcher Mehrwert wird mit AVA.VIS generiert?
Die bereits existierende lokale Lawinenrisikoeinschätzung für einige wenige Standorte wird von den Testkommissionen gut angenommen. So ist der Wunsch aufgekommen, dass das Tool zukünftig in einem deutlich erweiterten Umfang entlang der Lawinenstriche einsetzbar sein soll.
Im Rahmen von AVA.VIS wird eine stabile, für viele Standorte operationell laufende, lokale Lawinenrisikoeinschätzung umgesetzt, die durch verbesserte Nutzerfreundlich in der Darstellung der Daten für Lawinenkommissionsmitglieder einen echten Mehrwert in ihrer täglichen Arbeit der Beurteilung der lokalen Lawinengefahr darstellt.

Kommissionsmitglieder bei ihrer Arbeit im Gelände bei Schneeprofilaufnahme und Schneedeckentests. © Lisa Pulling, GeoSphere Austria
Status Quo von AVA.VIS
Bisher wurde ein intensiver Design Sprint von der Firma Himmel veranstaltet, bei dem wir unsere Ideen, Vorstellungen und Anforderungen für das Endprodukt diskutierten und auf Papier brachten. Es ging im Spezifischen darum, dem zukünftigen Tool für Lawinenkommissionen – einer App-Anwendung mit der lokalen Lawinenrisikoeinschätzung sowie den nötigen Wetter- und Schneedeckeninformationen – ein Bild in Aufmachung und Funktionalität zu geben.
Parallel wurde an der Etablierung der technischen Infrastruktur gearbeitet, um das System operationell betriebsfähig zu machen und somit lokale Lawinenrisikoanalysen und –prognosen an einer Vielzahl weiterer Standorte aufsetzen zu können.

Vorbereitungsarbeiten für das Durchscheinprofil. © LO.LA

Ein Eindrucksvolles Durchscheinprofil an einem tollen Geländetag am Arlberg. © LO.LA
Welche weiteren Schritte im Projekt sind noch geplant?
Die erarbeiteten Designvorschläge aus dem Design Sprint werden mit ausgewählten Nutzer:innen getestet und deren Feedback eingeholt, um die Nutzerfreundlichkeit in der Auswertung und Darstellung der Daten zu maximieren. Zudem soll das operationelle Produkt in den Strukturen der GeoSphere Austria verankert und Schnittstellen etabliert werden, um Ausfallsicherheit zu gewährleisten.

Unser LO.LA Experte Marco mit einer Schmelzkruste in der Hand. © LO.LA
Ausblick
Mit einem ausgearbeiteten Businessplan für den Vertrieb des Systems am Ende des Projekts soll die kommerzielle Vermarktung und der Betrieb an weiteren Standorten ermöglicht werden. Das Tool soll zukünftig die Beurteilung und Einschätzung der lokalen Lawinengefahr von Lawinenkommissionen unterstützen und deren Arbeit erleichtern, indem sie all ihre nötigen Informationen und Daten in einem Tool, auf dem Handy, gut verständlich parat haben.

Im Fokus der Schmelzharschdeckel an der Schneeoberfläche. © LO.LA
Titelbild: © Lisa Pulling, GeoSphere Austria