Darum geht's
Beim Graben eines Schneeprofils gibt es einige Aspekte zu beachten, damit das Ergebnis zuverlässig ist und man sich selbst dabei nicht in Gefahr bringt. Die folgenden Tipps sind daher ein Must-Read sowohl für routinierte Schneeprofil-Schaufler:innen als auch für blutige Anfänger:innen.
1. Gute Vorbereitung und richtige Ausrüstung
Vorab gilt es, sich mithilfe des aktuellen Lawinenlageberichts ein Bild von den herrschenden Verhältnissen im Gelände zu machen. Die Hauptprobleme im Schneedeckenaufbau berücksichtigend wird der richtige Profilort gewählt. Die für eine rasche und effiziente Schneedeckenuntersuchung notwendige Ausrüstung, das sogenannte „Schneedeckenset“, setzt sich aus Thermometer, Raster, Lupe, Aufnahmebüchlein, Bleistift und – zumindest im Idealfall – Schneesäge zusammen.
Die richtige Ausrüstung ist für eine richtige Schneedeckenuntersuchung essenziell. (Fotos: LO.LA)
2. Safety first
Wie bei Skitouren so sollte auch die Schneedeckenuntersuchung nicht alleine durchgeführt werden. Für die Bruchdiagnose beim Test ist es ohnehin empfehlenswert, zu zweit zu agieren, damit sich eine Person ausschließlich auf die Beobachtung der Auslösung konzentrieren kann. Das Mitführen der für Touren üblichen Notfallausrüstung und vor allem die Kontrolle derer sollte selbstverständlich sein. Trägt man einen Rucksack mit Airbag-System, sollte man diesen während der Schneedeckenuntersuchung nicht abnehmen. Bei der Wahl des Grabungsorts sollten Geländefallen vermieden und ein kleiner Hang (< 50 m) gewählt werden, der nach unten hin gleichmäßig ausläuft. Der Profilort sollte einzeln betrete werden, um großen Zusatzbelastungen vorzubeugen.
Der Profilort muss sicher und aussagekräftig sein. Damit die Schneehöhe auch tatsächlich unterdurchschnittlich bzw. überall gleich ist, verwendet man dazu die Sonde. Die Profilaufnahme erfolgt in der schattigen Seitenwand (rechts). Die Sonde bleibt zum Ablesen der Schneehöhe in der Ecke stehen. Schon beim Graben wird auf unterschiedliche Schneequalitäten, auf Farbunterschiede und Geräusche geachtet. Mittels Schneesäge wird eine Säule mit den Ausmaßen 30 x 90 cm freigelegt. (Foto: LO.LA)
3. Richtigen Profilort wählen
Den richtigen Profilort wählt man im Hinblick auf die im Lawinenlagebericht ausgewiesenen Hauptprobleme im Schneedeckenaufbau für die entsprechende Lage, Höhe und Exposition. Für den Auslösetest ist eine Hangneigung von rund 35° zu empfehlen. Schneeärmere Stellen zu wählen, ist ratsam, da dort meist ein schlechterer Schneedeckenaufbau vorhanden. Mit der Sonde wird die Schneehöhe gemessen. Eine Tiefe über 130 cm ist nicht notwendig, da tiefer liegende Schichten von Wintersportler:innen nicht gestört werden können. Im Profilbereich von ca. 1,5 x 1 m muss die Schneedecke für einen aussagekräftigen Test ungestört sein und nicht von exponierten Kammlagen, Wechten oder Ähnlichem beeinträchtigt werden.
In Teil 2 der Serie zum Schneeprofil steht der ECT im Mittelpunkt. Die Auflösung, wofür „ECT“ steht und was das alles mit der Schneedeckenanalyse zu tun hat, gibt es im Beitrag.
Ablauf der Schneedeckenuntersuchung
- Sicheren und aussagekräftigen Profilstandort wählen (Sondieren)
- Beim Graben auf unterschiedliche Schneequalitäten, Härten, Farben, Geräusche, Bindungen, Feuchtigkeit etc. achten
- Stabilitätstest ECT an der Stirnfläche durchführen
- Profilaufnahme an der schattigen Seitenfläche von oben nach unten durchführen
- Aufnahme erfolgt bei Schwachschicht (laut Testergebnis) bzw. an der Oberfläche detaillierter
- Schwachschichten werden mittels Prozessdenken analysiert
- Ggf. Dokumentation des Profils und Übertragung in LAWIS
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